Studie legt intensive Blutdrucksenkung bei Typ-2-Diabetikern nahe
In aktuellen Leitlinien wird Patienten mit Typ-2-Diabetes empfohlen, einen Blutdruck von unter 140 mmHg anzustreben. Chinesische Forscher haben nun jedoch belegt, dass das kardiovaskuläre Risiko bei einer Senkung auf 120 mmHg noch einmal deutlich geringer ausfällt.
Diabetes vom Typ 2 geht für die Betroffenen unter anderem mit einem erhöhten Risiko schwerer Herz-Kreislauf-Komplikationen einher, insbesondere drohen Herzinfarkt und Schlaganfall. „Maßgeblichen Einfluss auf dieses kardiovaskuläre Risiko hat der Blutdruck, der daher bei jeder Diabetestherapie mit im Fokus stehen muss“, erläutert der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der KranoldPraxis in Berlin-Lichterfelde.
In der aktuellen „Nationalen VersorgungsLeitlinie“ für Typ-2-Diabetes (herausgegeben von der Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) wird ein Orientierungswert von 140/90 mmHG genannt, von dem gemäß „Verträglichkeit, funktionellem Status, Alter, Kognition und Komorbiditäten“ abgewichen werden kann. Eine chinesische Studie legt nun allerdings nahe, dass das generelle Blutdrucksenkungsziel zugunsten der Herzgesundheit ambitionierter sein sollte.
13.000 Typ-2-Diabetiker 5 Jahre lang beobachtet
Im Rahmen ihrer „Blood Pressure Control Target in Diabetes“-Untersuchung beobachteten die Schanghaier Forscher um Prof. Gung Ning fast 13.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes fünf Jahre lang. Die Teilnehmer hatten das 50. Lebensjahr bereits hinter sich und waren im Durchschnitt 64 Jahre alt. Alle drei Monate wurde ihr Blutdruck gemessen; erfasst wurden außerdem Herzinfarkte, Schlaganfälle, behandelte Herzinsuffizienzen und kardiovaskulär bedingte Todesfälle.
Die Probanden wurden in zwei Gruppen gegliedert. Eine wurde nach den gängigen Leitlinien mit einem systolischen Zielblutdruckwert von 140 mmHg behandelt, ihr mittlerer Blutdruck betrug nach vier Jahren 132 mmHG. Bei der anderen wurde ein Zielwert von 120 mmHg angepeilt, der im Mittel auch nach vier Jahren vorherrschte.
Wie die anschließende Auswertung ergab, führte die intensive Blutdrucksenkung zu einer um 21 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse als die Standardtherapie. Die Forscher empfehlen daher, in Leitlinien zukünftig einen Zielwert von 120 mmHg zu verankern. Im Blick behalten müsse man dabei aber das Risiko einer Hypotonie (zu geringer Blutdruck) und einer Hyperkaliämie (erhöhter Kaliumspiegel im Blut). Vergleichbare vorherige Studien kamen allerdings zu weniger eindeutigen Ergebnissen, wenngleich sie zuletzt ebenfalls einen Zielwert von weit unter 140 mmHg nahelegten. Die neuen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) berücksichtigen dies, indem sie einen systolischen Zielkorridor von 120 bis 129 mmHg festlegen.