Spenderorgane bleiben knapp

In Deutschland warten fast 700 Menschen auf ein Spenderherz, doch für weniger als die Hälfte sind Organe verfügbar. Hierzulande kommen auf eine Million Einwohner nur zehn Organspender, viel weniger als in anderen europäischen Ländern.

Am vergangenen Wochenende (3. Juni) wurde der Tag der Organspende begangen. Große öffentliche Aufmerksamkeit erregt dieser Aktionstag nicht, wie auch das gesamte Thema Organspende in Deutschland nach wie vor ein Schattendasein fristet – mit dramatischen Folgen. So ist etwa ein Spenderherz für Menschen mit Herzschwäche im Endstadium meist die einzige Hoffnung auf ein Weiterleben. Nahezu 700 Patienten warten hierzulande aktuell auf dieses lebensrettende Organ, versorgt werden können aber nicht einmal halb so viele.

Es könnte viel mehr Spenderherzen geben, doch die Organspendebereitschaft der Deutschen ist chronisch gering. 2022 wurden insgesamt 869 Organe gespendet. Ihnen gegenüber stehen derzeit rund 8.500 Personen, die auf ein oder mehrere Spenderorgane warten.

Spanier sind mehr als viermal spendenfreundlicher
Mit einer Quote von circa zehn Organspendern pro eine Million Einwohner hat Deutschland in dieser humanitären Frage viel Luft nach oben. Vorbild sind die Spanier, die eine Quote von 46 vorweisen können. Auch die Österreicher sind mit 25 Organspendern pro Million Einwohner deutlich weiter.

Die politische Diskussion um eine Widerspruchslösung („Opt-out“), wie sie in anderen europäischen Ländern angewandt wird, schwelt infolgedessen weiter. Sie würde bedeuten, dass automatisch als potenzieller Organspender gilt, wer nicht aktiv widerspricht. Der letzte Anlauf dazu im Bundestag scheiterte 2020, doch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach strebt eine erneute Reforminitiative an.

Solange keine derartige strukturelle Veränderung erfolgt, wird die Notlage bei den Spenderorganen anhalten. Gefragt sind umso mehr Bürgersinn und Mitmenschlichkeit. „Jeder und jede sollte in sich gehen und prüfen, ob eine potenziell lebensrettende Organspende nach einem Hirntod infrage kommt“, ruft der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn auf, der in der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfeld praktiziert. „Und bei positivem Ergebnis sollte die Bereitschaft in einem Spenderausweis dokumentiert werden, damit schnell gehandelt und Leben gerettet werden kann.“