„Verstecktes“ Herzinfarktrisiko in der zweiten Lebenshälfte
Eine dänische Studie mit rund 9.500 Probanden kommt zu einem alarmierenden Befund: Aufgrund verengter Herzkranzarterien hat etwa jeder zweite über 40-Jährige ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Bei jedem zehnten ist es sogar neunfach erhöht.
Eine Verengung der Herzkranzarterien infolge von Kalk- und Fettablagerungen an den Innenwänden kann lange Zeit symptomlos bleiben. Dennoch erhöht die reduzierte Sauerstoffversorgung des Herzens das Risiko eines Herzinfarkts – und zwar signifikant, wie eine aktuelle Studie unterstreicht.
Die 9.533 Teilnehmer der Copenhagen General Population Study waren zu Beginn des durchschnittlich dreieinhalbjährigen Beobachtungszeitraums über 40 Jahre alt und zeigten keinerlei kardiologische Auffälligkeiten, auch keine „Arterienverkalkung“. Sie alle wurden einer computertomografischen Angiografie (CTA) unterzogen, ein bildgebendes Röntgenverfahren, das eine genaue Betrachtung der Herzkranzgefäße ermöglicht.
Ausgewertet wurde zum einen der Grad vorliegender Verengungen; waren nur noch weniger als 50 Prozent des ursprünglichen Arterienvolumens vorhanden, wurde der betreffende Proband der Kategorie „obstruktiv“ zugeordnet. Zum anderen wurde der gesamte Herzkranz-Gefäßbaum in 15 Bereiche untergliedert und jeweils erfasst, wie viele davon von Verengungen betroffen waren. Ab fünf Bereichen wurde die Ausbreitung als „ausgedehnt“ eingestuft.
Besondere Gefahr bei obstruktiver, ausgedehnter Verengung
Wie sich offenbarte, war fast jeder zweite der symptomlosen Probanden von Verengungen der Herzkranzgefäße betroffen: 10 Prozent in obstruktivem Maße, weitere 36 Prozent mit einer Volumenreduzierung von unter 50 Prozent. Analog dazu wurden bei gut 10 Prozent ausgedehnte und bei 36 Prozent weniger verbreitete Verengungen diagnostiziert. Die Betroffenen hatten ein deutlich erhöhtes Herzinfarktrisiko. Bei jedem zehnten war es sogar neunfach höher als bei Personen, die keine Verengungen zeigten. Besonders groß ist die Gefahr demnach bei Menschen mit starken (obstruktiven) und zugleich ausgedehnten Verengungen.
„Die Studie unterstreicht erneut, wie wichtig kardiologische Prävention und Früherkennung – neben einem herzgesunden Lebenswandel – bereits in mittleren Lebensjahren sind“, ordnet der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde die Ergebnisse ein. Die Herausforderung liegt in puncto Verengungen indes darin, dass sich die genaue Diagnose nur mit aufwendigen und kostspieligen CTA-Untersuchungen treffen lässt. Ein Massenscreening beispielsweise aller über 40-jährigen Personen ist daher ausgeschlossen. Umso wichtiger ist die eigenverantwortliche Vorsorge jeder und jedes Einzelnen.