Deutsche rauchen wieder mehr – Nikotinersatztherapie kann helfen
Insbesondere unter Jugendlichen steigt der Raucheranteil, während immer weniger Menschen versuchen, das Laster loszuwerden. Dabei hat man mit einer Nikotinersatztherapie gute Chancen. Ein kürzlich aktualisierter Cochrane-Review hat 68 Studien dazu ausgewertet und gibt Tipps für die Durchführung.
Die Schweden machen es vor: Die Raucherquote in dem skandinavischen Land dürfte bald unter fünf Prozent fallen, womit es als „rauchfrei“ gilt. Diesen Status sollen bis 2040 alle EU-Staaten erreichen. Deren größter ist indes auf keinem guten Weg dazu – vielmehr hat Deutschland den Rückwärtsgang eingelegt.
Auf rund ein Drittel ist die Raucherquote hierzulande laut Deutscher Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) gestiegen. Zweieinhalb Jahre zuvor lag sie bei einem guten Viertel. Zu dieser besorgniserregenden Entwicklung tragen maßgeblich Jugendliche bei, deren Raucheranteil von 2021 bis 2022 von 9 auf 16 Prozent hochschnellte. Komplementär dazu haben die Bemühungen um eine Entwöhnung drastisch nachgelassen: Nur noch sechs Prozent der Raucher wollen aktuell damit aufhören, während es 2016 noch 34 Prozent waren.
„Das sind schlechte Nachrichten für die Gesundheit der Deutschen. Durch das Rauchen steigt das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen deutlich, und auch das Herz-Gefäß-System nimmt schweren Schaden. So steigt das Herzinfarktrisiko um rund 65 Prozent an“, mahnt der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde. „Jeder Raucher und jede Raucherin sollte sich daher eine Rauchentwöhnung zum Ziel setzen. Dafür gibt es heutzutage eine Vielzahl bewährter Unterstützungsangebote, etwa eine Nikotinersatztherapie.“
Nikotinersatztherapie (NET) erhöht Erfolgswahrscheinlichkeit um 49 bis 61 Prozent
Dass diese Entwöhnungshilfe wirksam ist und wie man sie am besten anwendet, hat eine Übersichtsstudie bereits 2018 belegt. Dieser sogenannte Cochrane-Review kam auf der Grundlage von 68 Einzelstudien zu dem Schluss, dass eine NET die Aussichten, dass die Entwöhnung gelingt, um 49 bis 61 Prozent erhöht. Kürzlich wurde die Studie in einer aktualisierten Fassung vorgelegt. Zur NET-Durchführung führt sie vier Kernerkenntnisse an:
1. Für die Wirksamkeit der NET macht es keinen Unterschied, welche Darreichungsform (Kaugummi, Pflaster, Nasenspray, Lutschtablette …) gewählt wird.
2. Werden mehrere Darreichungsformen kombiniert, steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit um 17 bis 37 Prozent.
3. Bis zu einem gewissen Grad – abhängig von der vorliegenden Nikotinabhängigkeit – gilt: Viel hilft viel, es sollte also eher hoch dosiert werden. Im Zweifel empfiehlt es sich, ärztlichen Rat einzuholen.
4. Mit der NET sollte nicht erst am Tag nach der letzten Zigarette begonnen werden, sondern eher schon am Tag zuvor.