Schon junge Erwachsene sollten
Herz-Risikofaktoren im Blick haben

Eine Großstudie mit mehr als 36.000 Teilnehmern zeigt: Wer bereits als unter 40-Jähriger einen erhöhten Cholesterinspiegel oder Blutdruck aufweist, unterliegt im späteren Leben einem größeren Herzerkrankungsrisiko.

„Herzgesundheit? Darum kümmere ich mich später, ich bin ja beschwerdefrei.“ So lässt sich eine weitverbreitete Haltung unter jüngeren Erwachsenen auf den Punkt bringen. Dass sie jedoch mit einem gewissen Risiko verbunden sein kann, belegt eine kürzlich erschienene US-Studie. Forscher der Columbia University in New York nahmen sich sechs große Kohortenstudien vor, in deren Rahmen über 36.000 Personen durchschnittlich 17 Jahre lang in Hinsicht auf ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit beobachtet wurden. Zu den erfassten Risikofaktoren gehörten auch der LDL-Cholesterinspiegel und der Blutdruck.

Diese beiden Risikoindikatoren griff das Forscherteam nun heraus und setzte sie in Beziehung zu aufgetretenen kardiovaskulären Erkrankungen. Wie sich bei den anfangs unter 40-jährigen Studienteilnehmern zeigte, wirken ungünstige Cholesterin- und Blutdruckwerte sich langfristig aus, unabhängig von später hinzukommenden weiteren Risikofaktoren.

So erhöhte ein LDL-Cholesterinspiegel von 100 bis 129 mg/dl in jungen Jahren das Risiko, im späteren Leben an der Koronaren Herzkrankheit (KHK) zu erkranken, um 62 Prozent. Um 89 Prozent stieg es gar bei Werten zwischen 130 und 159 mg/dl, jenseits davon um 103 Prozent. Ein systolischer Blutdruck von über 130 mmHg im jungen Erwachsenenalter dagegen lässt das Risiko einer späteren Herzinsuffizienz um 37 Prozent wachsen, während ein diastolischer Wert von über 80 mmHg dieses Risiko um 21 Prozent erhöht.

Prävention per Lebensstil

Diese Zahlen unterstreichen, dass Herzgesundheitsvorsorge kein Thema für die zweite Lebenshälfte ist. „Auch jüngere Erwachsene sollten ihre kardiologischen Werte überprüfen lassen, selbst wenn das Herz-Kreislauf-System scheinbar tadellos funktioniert“, empfiehlt der Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde. „Der Grundstein für Herzgesundheit im Alter wird in früheren Jahren gelegt. Wie die neue Studie zeigt, lohnt es sich, die eigenen Risikoindikatoren schon frühzeitig zu beobachten und gegebenenfalls gegenzusteuern.“

Dabei muss nicht gleich eine medikamentöse Intervention erfolgen, wenn die Cholesterin- oder Blutdruckwerte eine ungute Tendenz aufweisen. „Der erste Schritt liegt immer in einer Umstellung des Lebensstils: eine fett-, zucker- und salzarme Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten und eher mit Fisch als mit Fleisch, viel Bewegung, erforderlichenfalls Verzicht aufs Rauchen und Stressabbau, so heißen die Ansatzpunkte, mit denen man eine Menge bewirken kann“, betont Internist Dr. Zorn.

Entwarnung können die US-Forscher immerhin in puncto Schlaganfallrisiko geben: Offenbar ist es bei jüngeren Erwachsenen auch bei Bluthochdruck statistisch nicht erhöht. Davon abgesehen gibt es aber viele gute Gründe, den Blutdruck auch schon in jungen Jahren zu kontrollieren und in Schach zu halten.