COVID-19 lässt das Blut verklumpen
Weil COVID-19 die Blutgerinnung aus dem Takt bringt, drohen schwere Thrombosen und Lungenembolien. Gerinnungshemmer finden daher immer öfter in der Therapie Anwendung. Es gibt zudem Hinweise auf eine vorbeugende Wirkung von Heparin & Co.
Noch ist die COVID-19-Forschung so jung, dass sie fast im Wochentakt neue relevante Erkenntnisse hervorbringt. Die meisten bestätigen die Einzigartigkeit der Erkrankung, für deren Symptomatik es keinen Vergleich in den Lehrbüchern gibt. Dass kardiovaskuläre Vorerkrankungen einen erheblichen Risikofaktor darstellen, ist bereits länger bekannt. Nun ist auch die Blutgerinnung verstärkt in den Fokus gerückt.
Wie Studien in den Niederlanden und China belegt haben, bringt COVID-19 die Blutgerinnung gehörig durcheinander. So wurde bei fast jedem dritten von 184 Patienten, die in den Niederlanden intensivmedizinisch behandelt wurden, eine Thrombose oder Lungenembolie entdeckt. Chinesische Forscher wiederum untersuchten die Beinvenen von 143 schwer an COVID-19 erkrankten Patienten per Ultraschall: Fast jeder zweite hatte eine tiefe Venenthrombose (TVT) entwickelt. Auch aus anderen Ländern sind Auswertungen bekannt, die diese Erkenntnisse untermauern.
Die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung rät COVID-19-Behandlern deshalb dazu, jedem klinischen Patienten vorsorglich den Blutverdünner Heparin zu verabreichen, und zwar in hoher Dosis und auch ohne konkrete Indikation. Zudem sollte eine solche Medikation auch im Rahmen einer ambulanten Behandlung grundsätzlich in Erwägung gezogen werden, sofern keine Kontraindikation vorliegt.
Sind Blutverdünner zur COVID-19-Vorbeugung geeignet?
Zweifelsfrei fest steht also, dass COVID-19 das Thromboserisiko erhöht. Uneinheitlich ist die Forschungslage derzeit aber bei der Frage, ob die Einnahme von Gerinnungshemmern einem schweren Verlauf von COVID-19 vorbeugen kann. Die niederländischen Forscher verweisen darauf, dass auch bei prophylaktisch mit einem Medikament gegen Thrombose behandelten Patienten schwere Blutgerinnungsstörungen auftraten.
Ihre chinesischen Kollegen indes stellten durchaus fest, dass thrombosegefährdete Patienten, gemessen am sogenannten Padua-Score, signifikant häufiger eine TVT entwickelten, wenn sie zuvor keine Medikamente zur Thromboseprophylaxe erhalten hatten. Die Datengrundlage für diese Aussage ist allerdings dünn, weitere Forschungen müssen die Hinweise noch verifizieren.
Mit Sicherheit lässt sich dagegen konstatieren, dass die Einnahme von Hydroxychloroquin zur COVID-19-Vorbeugung und/oder -Behandlung keine gute Idee ist – auch wenn einige politische Führungsfiguren hartnäckig an diesem Mythos festhalten. Wie erste Studienergebnisse zeigen, ist das Malariamittel nicht nur wirkungslos gegen COVID-19. Es birgt auch erhebliche kardiovaskuläre Risiken und kann die Sterblichkeit erhöhen. Derart potente Arzneien sollten niemals ohne Konsultation eines Arztes eingenommen werden.