Corona-Medikament Paxlovid: gut wirksam, aber (noch) wenig genutzt

Karl Lauterbach hat es eingenommen, Joe Biden auch, Studien bestätigen den hohen Nutzen, und dennoch bewegen sich die Verschreibungszahlen in Deutschland noch auf geringem Niveau: Das Covid-19-Medikament Paxlovid könnte in der erwarteten Herbstwelle ein entscheidender Faktor werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kämpft bekanntlich an vielen Fronten. Eine vergleichsweise weniger beachtete verläuft im Gebiet der Covid-19-Medikation: Mit Verve setzt sich der Professor dafür ein, das Medikament Paxlovid flächendeckend zu verschreiben. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran und nahm es im Zuge seiner Infektion ein. Ein weiterer prominenter Anwender ist US-Präsident Joe Biden.

Für das von Pfizer entwickelte Arzneimittel sprechen in der Tat gute Gründe. Studien belegen, dass die Einnahme in den ersten Tagen nach einer Infektion das Risiko eines schweren Verlaufs signifikant absenken kann. Würde es auf breiter Front verschrieben – insbesondere an Risikopatienten –, könnten damit also viele Leben gerettet werden. Dennoch entwickelt sich Paxlovid gegenwärtig zum Ladenhüter: Von den eine Million Einheiten, die von der Bundesregierung Anfang des Jahres geordert wurden, sind erst rund 64.000 an Apotheken ausgeliefert worden. Warum wird das potenziell lebensrettende Medikament nicht viel häufiger verschrieben?

Zahlreiche mögliche Wechselwirkungen
Eine Nebenrolle spielt vermutlich der sogenannte Rebound-Effekt, der nach Paxlovid-Einnahme auftreten kann, wie es auch Joe Biden passiert ist: Nach scheinbarer Abheilung kehrt die Infektion zurück. Auch das schränkt die Wirksamkeit des Medikaments allerdings nicht ein, denn Rebounds enden ebenfalls selten in der Notaufnahme. Zudem können sie auch ohne Medikamenteneinnahme auftreten. Eher dürfte ein anderer Grund maßgeblich für die Verschreibungszurückhaltung sein: Paxlovid kann zu zahlreichen Wechselwirkungen führen.

„Die Verschreibung von Paxlovid setzt eine gründliche Untersuchung, Anamnese und Beratung voraus, denn es gibt einige Kontraindikationen“, erklärt der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde. „So vertragen sich beispielsweise viele blutdrucksenkende oder auch blutgerinnungshemmende Medikamente nicht mit Paxlovid.“

Da gerade die durch Covid-19 besonders gefährdeten Patienten überproportional häufig solche Medikamente einnehmen, kann sich die Paxlovid-Therapieplanung samt begleitender Aufklärung lange hinziehen. Das sollte indes angesichts der möglicherweise lebensrettenden Wirkung kein Hinderungsgrund sein.