Bluthochdruck scheint Demenz zu begünstigen

Herz-Kreislauf-Risikofaktoren – insbesondere Hypertonie – beeinträchtigen schon in mittleren Jahren den Gehirnstoffwechsel und stellen die Weichen für spätere kognitive Störungen und Demenz.

Es gibt bereits seit Längerem Hinweise darauf, dass Erkrankungen des Gefäßsystems und Demenz in Verbindung stehen könnten. Eine spanisch-amerikanische Studie unterfüttert diese These nun mit einem eindeutigen Ergebnis: Kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, aber auch eine subklinische Atherosklerose bewirken schon lange vor dem Auftreten kognitiver Beeinträchtigungen Veränderungen im Gehirnstoffwechsel. Der beobachtete „Hypometabolismus“ gilt als Vorbote einer Demenz, denn er tritt vorwiegend in Hirnregionen auf, die mit der Entstehung dieser Erkrankung assoziiert werden.

„Von einem Hypometabolismus spricht man, wenn der Stoffwechsel in einem Organ oder Organismus gedrosselt abläuft bzw. weniger Energie verbraucht, als normal wäre“, erläutert der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde. „Dass ein solcher Zustand im Gehirn durch Herz-Kreislauf-Risikofaktoren begünstigt werden kann, wie die neue Studie nahelegt, ist besorgniserregend und ein weiterer guter Grund dafür, einen herzgesunden Lebenswandel zu pflegen.“

Autoren sprechen von „Wechselspiel“
Die Forscher vom Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares (CNIC) in Madrid und vom Mount Sinai Hospital in New York griffen auf Daten einer Studie zurück, in deren Zuge circa 4.000 Personen mittleren Alters auf subklinische Atherosklerose untersucht worden waren. 547 dieser Probanden unterzogen die Wissenschaftler einer Positronen-Emissions-Tomografie (PET), mit der die Stoffwechselaktivitäten im Gehirn gemessen werden können. Die Teilnehmer dieser Substudie waren um die 50 Jahre alt.

Wie sich zeigte, trat ein Hypometabolismus signifikant häufiger im Gehirn jener Probanden auf, die kardiovaskuläre Risikofaktoren aufwiesen. Vor allem Bluthochdruck steht offenbar in engem Zusammenhang mit einem beeinträchtigten Hirnstoffwechsel, der die Entwicklung einer Demenz begünstigt. Aber auch Atherosklerose, Rauchen oder eine Fettstoffwechselstörung erhöhen das Risiko kognitiver Störungen.

Die Studienautoren sehen mit ihren Ergebnissen keinen kausalen Zusammenhang belegt, Bluthochdruck muss also nicht die (Mit-)Ursache einer späteren Demenz sein. Doch zumindest könne ein „Wechselspiel“ aus solchen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, Atherosklerose und einem gestörten Hirnstoffwechsel als gesichert gelten. Lohnenswert sei es allemal, sich präventiv um das Gefäßsystem zu kümmern.