Lakritz im Übermaß kann die Herzgesundheit gefährden

Der tragische Fall eines Lakritz-Liebhabers in den USA, der an den Folgen exzessiven Konsums der Süßigkeit verstarb, wirft ein Schlaglicht auf einen ungünstigen Nebeneffekt der Nascherei.

Dass Süßigkeiten generell gesundheitlich nicht zu empfehlen sind, kann als Allgemeingut gelten. Sowohl Zucker als auch Fett und Salz schädigen in hohen Maßen auf Dauer das Herz-Kreislauf-System ebenso wie andere Organe. Eine besondere, bisher kaum bekannte Gefährdung geht allerdings von Lakritz aus.

„Der Ausgangsstoff für Lakritz ist die Süßholzwurzel, die Glycyrrhizinsäure enthält. Diese ist dafür berüchtigt, ein Enzym zu hemmen, das Cortisol abbaut. Durch den Konsum von Lakritz steigt daher der Cortisolspiegel“, erläutert der Herzmediziner und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde. „Wenn man gesund ist und in Maßen davon nascht, ist das unbedenklich. Bei übermäßigem Verzehr können allerdings Bluthochdruck, eine metabolische Alkalose und im Extremfall Niereninsuffizienz und Arrhythmien begünstigt bzw. ausgelöst werden.“

Kaliummangel liefert Hinweis
Ein geringer Kaliumspiegel im Blut kann als Indiz für eine „Lakritzvergiftung“ gelten. So war es auch bei einem US-amerikanischen Patienten, dessen Fall kürzlich weltweit für Schlagzeilen sorgte. Der 54-Jährige war mit einem Herzstillstand in die renommierte Harvard Medical School in Boston gebracht worden. Die Ärzte versorgten ihn mit den üblichen Akutmaßnahmen, doch sein Zustand verbesserte sich nicht, was die Behandler vor ein Rätsel stellte. 32 Stunden nach der Aufnahme in die Klinik verstarb der Mann.

Auffällig erschien den Ärzten vor allem der Kaliummangel des Patienten. Die Lösung erfuhren sie bei Gesprächen mit dessen Familie: Etwa drei Wochen zuvor war er, ein ausgeprägter Bonbon-Liebhaber, von Frucht- auf Lakritzbonbons umgestiegen. Davon hatte er täglich eine oder zwei Großpackungen verzehrt.

Da die Ärzte intensiv Ursachensuche betrieben haben und keine andere plausible Erklärung finden konnten – aber auch weil die Symptomatik typisch für einen sogenannten Pseudohyperaldosteronismus infolge eines zu hohen Cortisolspiegels war –, haben sie den exzessiven Lakritzkonsum des Patienten als maßgeblichen Faktor für dessen frühen Tod identifiziert. Dieser sollte insbesondere für kardiovaskulär vorbelastete Menschen eine Mahnung sein, Süßigkeiten allenfalls hin und wieder in geringen Maßen zu genießen.