Liegt Übergewicht in den Genen?

Dass manche Menschen „von Natur aus“ anfälliger für Übergewicht sind als andere, ist kein Mythos. Doch weitaus wichtiger als die Gene sind Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten.

Übergewicht und Fettleibigkeit haben in vielen reichen Industriestaaten, so auch in Deutschland, epidemische Ausmaße erreicht. Rund die Hälfte der Erwachsenen hierzulande sind zu dick, Männer (60 Prozent) häufiger als Frauen (40). Ein knappes Viertel beider Geschlechter gilt sogar als fettleibig, weist also einen Body-Mass-Index-Wert von mindestens 30 auf.

Darin liegt nicht nur ein ästhetisches Problem. Viel gravierender sind die gesundheitlichen Risiken, die ein dauerhaft zu hohes Gewicht mit sich bringen kann. „Übergewicht und insbesondere Adipositas stellen ernst zu nehmende kardiovaskuläre Risikofaktoren dar“, betont der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde. „Zu den häufigen Folgeerscheinungen gehören etwa Diabetes mellitus, Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit, womit letztlich das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko steigt. Auch eine Demenzerkrankung wird wahrscheinlicher.“

Weitverbreitet ist der Eindruck, dass das Übergewichtsrisiko wiederum ungleich verteilt ist – dass also manche Menschen Essen förmlich nur „angucken“ müssen, um zuzunehmen, während andere scheinbar hemmungslos schlemmen können und dennoch schlank bleiben. Wie vor allem die Forschungen von Harvard-Wissenschaftlern um den Kardiologen Sekar Kathiresan belegen, hat diese Wahrnehmung einen wahren Kern: Wie schnell wir übergewichtig werden, ist tatsächlich in unseren Genen angelegt. Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung fällt es somit schwerer, ihr Normalgewicht zu halten.

Sport und gesunde Ernährung sind der Schlüssel
Ist Übergewicht mithin schicksalhaft? Mitnichten. Denn viel entscheidender als die genetische Disposition sind die Lebensgewohnheiten. Anders ausgedrückt: Wer zu viele Kalorien zu sich nimmt und sich zu wenig bewegt, wird ohnehin auf kurz oder lang dick. Wer dagegen auf gesunde Ernährung setzt und häufig Sport treibt, wird dafür mit einem Normalgewicht und entsprechender Fitness und Gesundheit belohnt.

Ein genetisch hohes Übergewichtsrisiko ist demnach kein Anlass zur Resignation – sondern sollte als zusätzliche Triebfeder genutzt werden, sich um einen gesunden Lebenswandel zu bemühen.