Lässt sich Vorhofflimmern per Smartphone erkennen?

Zu Hause regelmäßig den Herzrhythmus selbst checken, einfach per Smartphone-Kamera und App – das ist bereits heute möglich. Doch wie zuverlässig das Verfahren funktioniert, bleibt offen, denn bisherige Studien haben allesamt Defizite.

Der Herzrhythmus lässt sich an vielen Stellen optisch an der Haut ablesen, die entsprechende feinste pulsatile Veränderungen zeigt. Das etablierte Verfahren zur Messung heißt Photopletysmographie (PPG). „Die PPG wird zur Überwachung der Vitalwerte seit Langem in der medizinischen Praxis eingesetzt, insbesondere bei chronischer venöser Insuffizienz“, erklärt der Kardiologe und Internist Dr. Rüdiger Zorn von der Kranoldpraxis in Berlin-Lichterfelde. „Doch auch die absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern kann grundsätzlich mit einer PPG erkannt werden.“ Damit eignet sich die Methode prinzipiell auch für das Vorhofflimmern-Screening zur Schlaganfall-Prävention.

Besonders interessant wird die PPG in diesem Zusammenhang dadurch, dass schon ein gewöhnliches Smartphone als technische Ausstattung ausreicht. Benötigt wird nur eine spezialisierte App, wie sie bereits von verschiedenen Anbietern verfügbar ist. Einfach einen Finger vor die Kamera halten, eine Minute warten, schon hat man eine Herzrhythmus-Messung „mit EKG-vergleichbarer Genauigkeit“, so behauptet zumindest die Werbung.

Ob die Apps Versprechen dieser Art auch einlösen, wollte nun ein kardiologisches Forscherteam der University of Birmingham mit einer Übersichtsstudie herausfinden. Das in der Fachzeitschrift „Heart“ veröffentlichte Ergebnis fällt allerdings ernüchternd aus.

28 Studien, keine überzeugt
Zwar fanden die Wissenschaftler in den einschlägigen Forschungsdatenbanken 28 Studien, in denen die Zuverlässigkeit einer PPG per Smartphone mit der eines EKG verglichen wurde. Schon dass 18 davon nur in einer Kurzzusammenfassung (Abstract) vorlagen, schmälert indes die Aussagekraft erheblich. Auch in den verbleibenden fanden die Forscher methodische Mängel, sodass sie insgesamt von einer geringen Qualität der Forschungslage sprechen. Dass das Gros der 28 Studien von den App-Herstellern selbst durchgeführt wurde, dürfte zu diesem Befund beitragen.

Die britischen Kardiologen empfehlen daher, dringend unabhängige Studien gemäß den üblichen wissenschaftlichen Qualitätskriterien durchzuführen. Denn großes Potenzial der Herzrhythmus-Messung per Smartphone sehen sie durchaus.